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Uwe: Er ist jetzt Botschafter fürs Lesen und Schreiben

Uwe kommt in den 70er Jahren in Hamburg in die Schule. In seiner Klasse sollen mehr als 40 Kinder lernen. Seine Lehrerin sagt: „Uwe, Du musst hinten sitzen.“ Das hat für Uwe nicht funktioniert. „Ich habe gesehen, wie die Lehrerin ihre Lippen bewegt. Aber ich habe nichts verstanden“, sagt er heute. So geht das los, dass Uwe nicht lesen und schreiben lernt. Ab der dritten Klasse geht er meistens nicht mehr in die Schule. Nach der sechsten Klasse hört Uwe auf.

Nach der ersten Lieferfahrt ist er klatschnass geschwitzt

Später macht er Jobs. In Lagerhallen packt er Waren in Kisten. Die Namen dieser Waren malt er Buchstabe für Buchstabe vom Etikett auf die Lieferzettel. Das ist anstrengend. Irgendwann soll Uwe zum ersten Mal eine Lieferung selbst ausfahren. Die erste Tour geht von Hamburg nach Frankfurt am Main. Das sind 500 Kilometer auf der Autobahn und durch eine unbekannte Stadt. Uwe lernt die Auf- und Ausfahrten auswendig und dazu alle Straßen. Auf den Schildern versucht er, die Wörter zu finden. Als er ankommt, ist er klatschnass geschwitzt.

Eine Weile geht das so. Dann wächst Uwe die Arbeit als Fahrer über den Kopf. Dem Mann von der Arbeitsagentur sagt er: „Ich habe eine Lese-Schreib-Schwäche.“ Der Mann schickt Uwe zu KOM, einem Bildungsträger.  Christine Biskamp leitet seinen Lese- und Schreibkurs. Sie hört Uwe zu. Sie feuert ihn an. Sie sagt: „Lesen und Schreiben ist wie Fahrradfahren. Du musst in Bewegung bleiben. Sonst fällst Du hin.“

Seine Kolleginnen und Kollegen suchen Rat bei ihm

Seit zehn Jahren ist Uwe nun in Bewegung, mittlerweile im Projekt Neu Start St. Pauli 360°. Er lernt schnell. Vor allem aber redet er sehr offen über seine Lese- und Schreibschwierigkeiten, zum Beispiel an seinem Arbeitsplatz, der Stadtreinigung Hamburg. Dort fragen ihn seine Kolleginnen und Kollegen manchmal um Rat. Dann erzählt er ihnen von Neu Start St. Pauli 360°. Die Stadtreinigung Hamburg findet das gut. Sie plant ihre Schichten so, dass jeder, der will, genug Zeit zum Lernen hat. Alle wissen nun viel besser Bescheid.

Uwe findet, dass er viel geschafft hat, mehr als er dachte. Nur eines ist noch offen. Uwe wünscht sich eine Freundin. „Und der schreibe ich dann einen richtigen Liebesbrief.“

ALFA-Telefon

Viele Menschen haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Keiner braucht sich dafür zu schämen. Das ALFA-Telefon hilft. Das ist kostenlos. Man braucht seinen Namen nicht zu nennen.

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